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Deutschland erreicht Meilenstein: Solarenergie überholt erstmals Braunkohle bei der Stromerzeugung

Historischer Wendepunkt in der deutschen Energiewende: Mehr Strom aus Solarenergie als aus Braunkohle Deutschland steht vor einem energiepolitischen Wendepunkt: Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik wird die Stromerzeugung durch Solaranlagen den Anteil aus Braunkohle übersteigen. Diese bahnbrechende Entwicklung, die vom Branchenverband für 2025 prognostiziert wurde, markiert einen entscheidenden Meilenstein in der deutschen Energiewende und unterstreicht die wachsende Bedeutung erneuerbarer Energien im deutschen Strommix. Die Prognose: Sonnenkraft überholt traditionellen Energieträger Nach aktuellen Prognosen des Bundesverbands der Solarwirtschaft (BSW) wird die Solarenergie in diesem Jahr etwa 12 Prozent des deutschen Strombedarfs decken, während der Anteil der Braunkohle auf unter 11 Prozent fallen
von 2. Mai 2025
7 Minuten Lesezeit

Historischer Wendepunkt in der deutschen Energiewende: Mehr Strom aus Solarenergie als aus Braunkohle

Deutschland steht vor einem energiepolitischen Wendepunkt: Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik wird die Stromerzeugung durch Solaranlagen den Anteil aus Braunkohle übersteigen. Diese bahnbrechende Entwicklung, die vom Branchenverband für 2025 prognostiziert wurde, markiert einen entscheidenden Meilenstein in der deutschen Energiewende und unterstreicht die wachsende Bedeutung erneuerbarer Energien im deutschen Strommix.

Die Prognose: Sonnenkraft überholt traditionellen Energieträger

Nach aktuellen Prognosen des Bundesverbands der Solarwirtschaft (BSW) wird die Solarenergie in diesem Jahr etwa 12 Prozent des deutschen Strombedarfs decken, während der Anteil der Braunkohle auf unter 11 Prozent fallen soll. „Was wir hier beobachten, ist nicht weniger als ein historischer Wendepunkt in der deutschen Energiepolitik“, erklärt Dr. Carsten König, Hauptgeschäftsführer des BSW. „Die Solarenergie, vor 20 Jahren noch als Nischentechnologie belächelt, übernimmt nun eine tragende Rolle in unserer Stromversorgung.“

Diese Entwicklung ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass Deutschland traditionell stark auf Braunkohle als heimischen Energieträger gesetzt hat. Die Braunkohlereviere in der Lausitz, im Mitteldeutschen und im Rheinischen Revier waren jahrzehntelang das Rückgrat der deutschen Stromversorgung und ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in den betroffenen Regionen.

Explosive Wachstumsraten bei Photovoltaik-Installationen

Der Boom der Solarenergie in Deutschland basiert auf beeindruckenden Wachstumszahlen. Nach Angaben des BSW wurden allein im vergangenen Jahr Photovoltaik-Anlagen mit einer Gesamtleistung von etwa 14 Gigawatt neu installiert – ein Plus von 85 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Gesamtkapazität aller Solarstromanlagen in Deutschland beläuft sich mittlerweile auf rund 81 Gigawatt, verteilt auf etwa 3,7 Millionen Anlagen.

„Der Zubau hat sich in den vergangenen Jahren massiv beschleunigt“, bestätigt auch Dr. Simone Wagner vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE. „Was wir sehen, ist eine Demokratisierung der Energieversorgung. Immer mehr Bürger, Unternehmen und Kommunen werden selbst zu Stromproduzenten.“

Die treibenden Faktoren hinter dem solaren Höhenflug

Mehrere Faktoren haben zu dieser rasanten Entwicklung beigetragen. Zum einen sind die Kosten für Solarmodule in den letzten Jahrzehnten dramatisch gesunken – um rund 90 Prozent seit 2010. Was einst eine teure Technologie für Umweltenthusiasten war, ist heute eine wirtschaftlich attraktive Investition für private Haushalte, Unternehmen und Energieversorger.

Gleichzeitig haben politische Entscheidungen den Ausbau beschleunigt. Die Vereinfachung von Genehmigungsverfahren, attraktive Einspeisevergütungen und Förderprogramme haben Anreize für Investitionen geschaffen. „Die Politik hat erkannt, dass der Ausbau der Erneuerbaren nicht nur ökologisch sinnvoll ist, sondern auch wirtschaftliche Vorteile bringt“, erklärt Prof. Dr. Andreas Schmidt von der Technischen Universität Berlin.

Nicht zuletzt hat auch das gestiegene Umweltbewusstsein in der Bevölkerung zu dieser Entwicklung beigetragen. „Viele Menschen möchten aktiv zum Klimaschutz beitragen und sehen in der Installation einer Photovoltaik-Anlage eine konkrete Handlungsmöglichkeit“, so Dr. Martin Weber vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung.

Der gleichzeitige Niedergang der Braunkohle

Während die Solarenergie einen Aufschwung erlebt, befindet sich die Braunkohleverstromung in Deutschland auf dem absteigenden Ast. Im Rahmen des Kohleausstiegs, der bis spätestens 2038 abgeschlossen sein soll, wurden bereits mehrere Kraftwerksblöcke stillgelegt. Die CO2-Bepreisung hat die Wirtschaftlichkeit der Kohlekraftwerke zusätzlich unter Druck gesetzt.

„Der Rückgang der Braunkohle ist sowohl energie- als auch klimapolitisch eine positive Entwicklung“, betont Dr. Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). „Braunkohle ist der emissionsintensivste Energieträger. Jede Kilowattstunde, die stattdessen aus erneuerbaren Quellen gewonnen wird, ist ein Gewinn für den Klimaschutz.“

Der Kohleausstieg stellt jedoch auch eine große Herausforderung für die betroffenen Regionen dar. „Es geht um einen Strukturwandel, der sozialverträglich gestaltet werden muss“, mahnt Michael Vassiliadis, Vorsitzender der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE). „Die Menschen in den Revieren brauchen neue Perspektiven und zukunftsfähige Arbeitsplätze.“

Energiespeicherung als Herausforderung und Chance

Mit dem wachsenden Anteil der Solarenergie stellt sich auch die Frage nach der Speicherung. Anders als Kohlekraftwerke, die bei Bedarf hochgefahren werden können, ist die Solarstromerzeugung von Wetter und Tageszeit abhängig. Dies führt zu Schwankungen im Stromangebot, die ausgeglichen werden müssen.

„Die Speichertechnologien entwickeln sich rasant weiter“, erklärt Prof. Dr. Julia Schmidt von der RWTH Aachen. „Batteriespeicher werden immer leistungsfähiger und günstiger. Gleichzeitig arbeiten wir an alternativen Speicherlösungen wie Power-to-Gas oder der Umwandlung von überschüssigem Strom in Wärme.“

Bereits heute werden viele neue Photovoltaik-Anlagen in Privathaushalten mit Batteriespeichern kombiniert. Diese ermöglichen es den Betreibern, ihren selbst erzeugten Strom auch dann zu nutzen, wenn die Sonne nicht scheint. Zudem nehmen Großspeicherprojekte zu, die auf Netzebene für Stabilität sorgen sollen.

„Die Kombination aus dezentraler Erzeugung und Speicherung ist ein Schlüssel für das Gelingen der Energiewende“, betont Dr. Thomas Klein von der Technischen Universität München. „Sie macht das System insgesamt robuster und reduziert den Bedarf an teuren Netzausbauten.“

Sektorenkopplung als nächster Schritt

Um das volle Potenzial der Solarenergie auszuschöpfen, setzen Experten zunehmend auf die sogenannte Sektorenkopplung – die Verknüpfung der Bereiche Strom, Wärme und Mobilität. „Wenn wir mit Solarstrom nicht nur unsere Häuser mit Elektrizität versorgen, sondern auch heizen und unsere Fahrzeuge laden können, erhöht das den Nutzen jeder installierten Kilowattstunde“, erläutert Dr. Barbara Müller vom Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik.

In der Praxis bedeutet dies etwa die Nutzung von Wärmepumpen, die mit Solarstrom betrieben werden, oder die Integration von Elektrofahrzeugen als mobile Speicher im Energiesystem. „Das Elektroauto in der Garage kann künftig nicht nur mit selbst erzeugtem Solarstrom geladen werden, sondern bei Bedarf auch Strom zurück ins Hausnetz speisen“, so Müller.

Wirtschaftliche Impulse durch die Solarindustrie

Der Solarboom schafft auch neue wirtschaftliche Chancen. Nach Jahren der Krise, in denen viele deutsche Solarhersteller der asiatischen Konkurrenz weichen mussten, gibt es nun Anzeichen für eine Renaissance der heimischen Produktion. Mehrere Unternehmen haben Investitionen in neue Produktionskapazitäten in Deutschland angekündigt.

„Wir sehen ein wachsendes Bewusstsein für die Bedeutung einer starken europäischen Solarindustrie“, berichtet Markus Witte, Vorstandsmitglied eines deutschen Solarherstellers. „Es geht um Versorgungssicherheit, Technologieführerschaft und nicht zuletzt um industrielle Arbeitsplätze.“

Gleichzeitig wächst das Handwerk mit dem Boom. Photovoltaik-Installateure gehören zu den gefragtesten Berufen auf dem Arbeitsmarkt. „Wir können den Bedarf kaum decken“, bestätigt Frank Bergmann vom Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke. „Die Auftragsbücher sind voll, die Wartezeiten für Kunden teilweise beträchtlich.“

Regionaler Fokus: Unterschiede beim Solarausbau

Interessanterweise verläuft der Solarausbau in Deutschland keineswegs gleichmäßig. Die südlichen Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg sind traditionell Spitzenreiter bei der installierten Leistung. Doch auch in ostdeutschen Bundesländern wie Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern entstehen zunehmend große Solarparks auf ehemaligen Agrarflächen.

„Wir erleben eine gewisse Verschiebung“, beobachtet Dr. Katrin Reimer vom Leipziger Institut für Energie. „Während im Süden viele kleinere Anlagen auf Dächern installiert werden, entstehen im Norden und Osten vermehrt Freiflächenanlagen im industriellen Maßstab.“

Diese unterschiedlichen Ausbaupfade haben auch mit regionalen Besonderheiten zu tun. In Bayern etwa steht der Netzausbau vor großen Herausforderungen, was die Integration großer Solarparks erschwert. In dünn besiedelten Regionen Ostdeutschlands sind dagegen Flächen leichter verfügbar.

Die Rolle der Bürgerenergie

Eine Besonderheit der deutschen Energiewende ist die starke Beteiligung der Bürger. Etwa 40 Prozent der installierten erneuerbaren Kapazitäten befinden sich in der Hand von Privatpersonen, Landwirten und Energiegenossenschaften. Dieses Modell der „Bürgerenergie“ hat wesentlich zur gesellschaftlichen Akzeptanz der Energiewende beigetragen.

„Menschen, die selbst an der Energiewende teilhaben, entwickeln ein anderes Bewusstsein für Energiefragen“, erklärt Dr. Sandra Peters vom Institut für dezentrale Energietechnologien. „Sie werden vom passiven Konsumenten zum aktiven Prosumenten – einer Mischung aus Produzent und Konsument.“

Energiegenossenschaften ermöglichen es auch Menschen mit begrenzten finanziellen Mitteln, sich an Solarprojekten zu beteiligen. „In unserer Genossenschaft haben sich über 300 Bürger zusammengeschlossen, um gemeinsam in erneuerbare Energien zu investieren“, berichtet Thomas Wagner, Vorstand einer Bürgerenergiegenossenschaft aus Hessen. „Das schafft nicht nur ökologischen, sondern auch sozialen Mehrwert in der Region.“

Internationale Einordnung

Im internationalen Vergleich nimmt Deutschland mit dieser Entwicklung eine Vorreiterrolle ein. Zwar haben Länder wie China in absoluten Zahlen mehr Solarkapazität installiert, doch bei der Solarleistung pro Kopf oder pro Quadratkilometer liegt Deutschland weit vorne.

„Was Deutschland auszeichnet, ist die breite Integration der Solarenergie in das bestehende Energiesystem“, betont Dr. Paolo Rossi von der Internationalen Energieagentur. „Das Land zeigt, dass ein Industriestaat mit hohem Energiebedarf seinen Strommix grundlegend umstellen kann, ohne an Versorgungssicherheit einzubüßen.“

Diese Erfahrungen sind auch für andere Länder wertvoll. „Viele Staaten schauen auf Deutschland als Beispiel dafür, wie die Transformation eines Energiesystems gelingen kann“, so Rossi. „Die hier gemachten Erfahrungen – positive wie negative – dienen als Blaupause für andere Industrienationen.“

Herausforderungen bleiben bestehen

Trotz des Erfolgs der Solarenergie bleibt die Energiewende ein komplexes Unterfangen. Der Netzausbau hält nicht immer mit dem Tempo der Installation neuer Anlagen Schritt. In einigen Regionen führt dies bereits zu Netzengpässen und temporären Abschaltungen von Solaranlagen.

„Wir brauchen dringend einen beschleunigten Ausbau der Übertragungs- und Verteilnetze“, fordert Dr. Michael Weber von der Bundesnetzagentur. „Die Netze sind das Rückgrat der Energiewende und müssen für die dezentrale Einspeisung fit gemacht werden.“

Auch die Frage der Flächennutzung wirft Konflikte auf. Die zunehmende Zahl von Freiflächenanlagen konkurriert mit landwirtschaftlicher Nutzung und Naturschutzbelangen. „Es ist wichtig, dass wir kluge Lösungen finden, die verschiedene Interessen in Einklang bringen“, betont Dr. Sabine Müller vom Umweltbundesamt. „Agri-Photovoltaik, bei der landwirtschaftliche Nutzung und Solarstromerzeugung kombiniert werden, ist ein vielversprechender Ansatz.“

Ausblick: Die Zukunft der Solarenergie in Deutschland

Für die Zukunft prognostizieren Experten ein weiteres Wachstum der Solarenergie in Deutschland. Die Bundesregierung hat das Ziel ausgegeben, bis 2030 eine installierte Leistung von 215 Gigawatt zu erreichen – mehr als das Zweieinhalbfache der heutigen Kapazität.

„Dieses Ziel ist ambitioniert, aber erreichbar“, glaubt Dr. Carsten König vom BSW. „Allerdings brauchen wir dafür stabile politische Rahmenbedingungen und einen kontinuierlichen Abbau bürokratischer Hürden.“

Technologische Innovationen werden dabei helfen, noch mehr aus der Sonnenergie herauszuholen. Neue Modultypen wie Tandem-Solarzellen versprechen höhere Wirkungsgrade, während bifaziale Module auch das von der Rückseite einfallende Licht nutzen können. Gleichzeitig eröffnen gebäudeintegrierte Photovoltaik und solarbetriebene Mobilität neue Anwendungsfelder.

Fazit: Ein Meilenstein, aber nicht das Ende des Weges

Das Überholen der Braunkohle durch die Solarenergie markiert einen bedeutsamen Meilenstein in der deutschen Energiegeschichte. Es zeigt, dass die Transformation des Energiesystems hin zu erneuerbaren Quellen voranschreitet und erste greifbare Erfolge erzielt.

„Es ist ein wichtiges Signal, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, resümiert Dr. Robert Fischer vom Institut für Klimafolgenforschung. „Aber es ist kein Grund, sich zurückzulehnen. Wir stehen erst am Anfang einer umfassenden Transformation, die alle Bereiche unseres Energiesystems betrifft.“

Um die Klimaziele zu erreichen, muss der Ausbau der Solarenergie zusammen mit anderen erneuerbaren Quellen weiter beschleunigt werden. Gleichzeitig gilt es, die Stromnetze zu modernisieren, Speichertechnologien weiterzuentwickeln und die Sektorenkopplung voranzutreiben.

„Die Überschreitung dieses symbolischen Meilensteins sollte uns motivieren, mit noch mehr Entschlossenheit an der Energiewende zu arbeiten“, so Fischer. „Die Sonnenenergie hat sich von einer Nischentechnologie zu einem tragenden Pfeiler unserer Stromversorgung entwickelt. Das gibt Hoffnung, dass wir auch die nächsten großen Herausforderungen auf dem Weg zu einem nachhaltigen Energiesystem meistern können.“

Quellen:

Juno Kernel

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